Maria Montessori
Maria Montessori (1870-1952) hat als erste approbierte Ärztin Italiens und Professorin für Anthropologie in Rom ihr Leben in den Dienst der Kinder gestellt. Im Jahr 1907 gründete sie ihr erstes Kinderhaus im römischen Elendsviertel San Lorenzo. Ihre Pädagogik entwickelte sie in der Praxis. Sie erkannte, dass Kinder alles in ihrer Umgebung aufnehmen und versuchte durch neue Erziehungsformen darauf einzugehen. Sie erforschte und entwickelte pädagogische Bedingungen und Materialien, die die Konzentrations- und Bildungsfähigkeit des Kindes erleichtern und ermöglichen. So entstand in jahrzehntelanger Arbeit ihre neue Pädagogik: eine neue Sicht auf das Kind als ein aktives und konzentrationsfähiges Wesen, das seine individuelle Personalität selbst aufbaut, wenn es eine pädagogisch vorbereitete Umgebung vorfindet.
...Die Rolle des Erwachsenen ist es, wie ein Flugplatz, "immer da zu sein". Der Flugplatz hat alles bereit, was die Flugzeuge zum Fliegen brauchen: Treibstoff, Mechanikerdienste, Radar, Proviant, Flugkarten, Radioverbindung, Erste Hilfe, Feuerwehr - lauter Dienste, die man vom Boden aus leisten kann. Das Kind ist der Pilot und muss lernen, sein Flugzeug auf eigene Verantwortung zu steuern. Versäumt der Bodendienst irgendein Detail, kann er damit Flugzeug und Pilot in Gefahr bringen. Der Pilot ist vielleicht ein Neuling, er muss noch viele Probeflüge machen, bevor er voll verantwortlich ist. Aber der Flugplatz greift nicht ein, um ihm beim Steuern zu helfen. Seine Aufgabe besteht darin, einfach da zu sein - immer bereit, immer voll ausgerüstet. Er wartet, bis es Zeit zum Abfliegen und Landen ist...
Rebecca Wild, "Sein und Erziehen”
Merkmale der Montessori-Pädagogik
Das Phänomen der Konzentration: "Polarisation der Aufmerksamkeit"
Maria Montessori beobachtete in ihrem ersten Kinderhaus in Rom ein dreijähriges Kind, das viele Male damit beschäftigt war, die Holzzylinder in die entsprechende Öffnung zu stecken und wieder herauszunehmen. Auch Störungen brachten das Kind nicht von seinem Tun ab. Nachdem die Kleine ihre Übung 42mal wiederholt hatte, "hielt sie inne, so als erwache sie aus einem Traum und lächelte mit dem Ausdruck eines glücklichen Menschen." Diese Beobachtung war ein Schlüsselerlebnis für Maria Montessori. Kinder sind in der Lage, sich sehr konzentriert einem Gegenstand zuzuwenden, der sie fasziniert und ein selbständiges Tun ermöglicht. Im Kindergarten sind die Umgebung und der Erzieher darauf ausgerichtet, dass sich dieses Phänomen einstellen kann. Kinder, die diese Konzentration erleben und Freude an ihrer Aktivität erfahren können, ohne gestört zu werden, kommen im wahrsten Sinne des Wortes "zu sich selbst". Sie entwickeln ein erstaunliches Maß an Ausdauer und Selbständigkeit.
Die Rolle des Erziehers
Die Montessori-Pädagogik ist eine sehr kindgerechte Pädagogik. Ihre Verwirklichung erfordert von den Pädagogen ein hohes Engagement und ihre Überzeugung, dass dieser Weg der Richtige für Sie und ihr Kind ist. Diese Grundeinstellung des Erziehers hat Maria Montessori wie folgt beschrieben:
Die Räume
Vorbereitete Umgebung
Beim Betreten des Gruppenraumes fällt seine Unterteilung in verschiedene kleine Bereiche auf, welche das Spiel- und Beschäftigungsmaterial für bestimmte Betätigungsfelder enthalten.
So werden sie die Puppenecke, die Bauecke, eine Kuschelecke, den Kreativbereich zum Malen und Basteln und Flächen für Tisch- und didaktische Spiele finden.
Das Montessorimaterial ist sauber nach verschiedenen Sachbereichen in Regalen angeordnet. Hierbei unterscheidet man in 5 Bereiche:
Der Bereich der Sprache, die Übungen des täglichen Lebens, der Bereich der Mathemathik, das Sinnesmaterial und die kosmische Erziehung.
Die Kinder arbeiten selbstständig an Tischen oder auf kleinen Teppichen und begrenzen so ihren Arbeitsplatz.
"Vorbereitete Umgebung" nannte Maria Montessori diesen Raum. Das Material hat Aufforderungscharakter und regt die Kinder zu sinnvollem Tun an.